Berlin Anfang 1855. Der Buchdrucker und Buchhändler Ernst Litfass hat eine Idee. Schon lange fragt er sich: Wohin mit all den neuen Werbeplakaten und
Bekanntmachungen? Am 15. April desselben Jahres ist es soweit: er stellt eine Große Betonsäule auf. An die werden die Plakate geklebt. Die Litfass-Säule ist geboren.
Spät in dunkler Nacht torkelt ein Zecher aus dem Gasthaus gegenüber, stösst an die Litfass-Säule, tastet sich an ihr entlang, immer wieder Kreis. Schliesslich stöhnt er auf: Eingemauert! Man hat mich eingemauert.
2000 Jahre davor. Jesus von Nazareth redet zu Menschen (Markus 1,15):
«Dreht um! Dreht euch um – her zu mir! Und vertraut! Vertraut mir. Vertraut Gott.»
Wir heute: Eingemauert fühlen sich viele von uns auch – in den eigenen vier Wänden. Zumindest ein wenig. Ängste sind unterschwellig da. Was dem Zecher in Berlin leicht möglich gewesen wäre, sich einfach nur umzudrehen – und er wäre wieder frei, hätte wieder einen Weg – ist uns in gleicher Weise momentan leider nicht gestattet. Noch nicht. Aber wir können Jesu Wort folgen. Uns zu ihm umdrehen und ihm vertrauen. Und wir werden uns freier fühlen. Aufgehoben trotz Einschränkungen. Geborgen in Gott.
Und wir werden mehr und mehr auch für andere da sein. Nach dem Pauluswort (Gal.6,2) «Einer trage des andern Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen». Denn die eigenen Lasten sind uns oft zu schwer, einige Beschwernisse der Menschen um uns her können wir aber durchaus noch schultern. Und das Wunder in dieser Zeit: Viele tun das. Die Kontakte über Telefon, Email, WhatsApp nehmen zu. Die Hilfsangebote auch. Die Umgangstöne werden herzlicher.
Und wir können sogar wieder singen. Leider derzeit nicht im Männerchor unter unserem «Taktschläger» Rolf Rauber. Aber daheim. An Kreativität fehlt es nicht, wie die vielen Beispiele aus Italien und anderswo zeigen. Wie wäre es, hier und da ein paar Sätze, Gedanken, Gefühle oder ein kurzes Gebet – Dank, Klage, Bitte - in eine Art Tagebuch zu schreiben? So bliebe uns eine wichtige Erinnerung für die Zeit danach.
Bleibt oder werdet gesund und seid behütet!
Euer Joachim Mietz
Kommentar schreiben