Kleine Ostersgeschichte Teil 1
Von Joachim Mietz
Ich möchte Euch eine Kleine Ostergeschichte erzählen, die mich selber sehr beeindruckt hat. Eine Ostergeschichte aus unserer Zeit. Sie handelt von einem Jungen namens Jonathan. Er war geistig behindert und sehr krank.
Jonathan wurde spät eingeschult. Die erste Klasse musste er zweimal wiederholen. Zumeist wirkte er abwesend, starrte vor sich hin, sprach gar nicht oder undeutlich, gab irritierende Geräusche von sich.
Es gab freilich auch Augenblicke, in denen Jonathan klar und deutlich sprach - gerade so, als sei ein Lichtstrahl in die Dunkelheit seines Gehirns gedrungen. Frau Müller, seine Lehrerin, war überrascht und dankbar.
Dennoch eröffnete der Schulleiter eines Tages den Eltern, es gehe nicht mehr mit Jonathan. Er sei jetzt viel zu alt für die Klasse; die anderen Kinder wären irritiert und würden durch Jonathan in ihrer Entwicklung gehindert. Jonathan müsse auf eine Sonderschule geschickt werden.
Jonathans Mutter weinte, der Vater kämpfte mit Argumenten: Es gäbe doch in der Nähe keine solche Schule, und ein Internat wäre schrecklich. Und ausserdem liebe Jonathan seine Lehrerin.
Der Schulleiter liess sich erweichen. Vor allem auf Fürsprache von Frau Müller hin sollte Jonathan noch einmal eine Zeit lang bleiben dürfen.
Als Ostern nahte, erzählte Frau Müller den Kindern die Geschichte von der Auferstehung Jesu. Und um den Gedanken des hervorkeimenden neuen Lebens zu unterstreichen, gab sie abschliessend jedem Kind ein grosses Plastik-Ei.
»Hört zu«, sagte sie, »ihr sollt das Ei mit nach Hause nehmen und es morgen wieder mitbringen mit etwas darin, das neues Leben zeigt. Habt ihr mich verstanden?«
»Na klar, Frau Müller!« riefen die Kinder begeistert - alle ausser Jonathan. Ob er begriffen hatte, was sie über den Tod und die Auferstehung Jesu gesagt und auch verstanden hatte, welche Aufgabe sie den Kindern gestellt hatte?
./. 2. Teil Ostermontag
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